

Die Ausbildung zum Bergführer oder zur Bergführerin zählt zu den anspruchsvollsten und vielseitigsten Berufswegen im alpinen Bereich. Sie vereint technisches Können, physische Ausdauer, tiefgehendes Wissen über Natur und Wetter sowie ein hohes Maß an Verantwortung für das Leben anderer Menschen. Wer diesen Weg einschlägt, entscheidet sich für ein Leben im Einklang mit der Natur, geprägt von kontinuierlichem Lernen, Teamgeist und der Leidenschaft für die Berge. Die Ausbildung legt den Grundstein für eine professionelle Tätigkeit in Fels, Eis, Schnee und alpinem Gelände.
Voraussetzungen zur Teilnahme an der Ausbildung zum Bergführer
Wer Berg- oder SkiführerIn werden möchte, muss eine anspruchsvolle Ausbildung absolvieren, die fundierte alpine Erfahrung, technische Fähigkeiten und umfangreiches Wissen voraussetzt. In Deutschland führt der Weg über die staatlich geprüfte Ausbildung beim VDBS, während international auch die Qualifikation zum International Mountain Leader (IML) anerkannt ist. Beide Wege unterscheiden sich deutlich in Anforderungen, Inhalten und Einsatzbereichen. Das sind die Voraussetzungen, um für die Ausbildung zum staatlich geprüften Bergführer/zur staatlich geprüften Bergführerin zugelassen zu werden:
- Mindestalter: 18 Jahre
- Alpine Erfahrung:
- Mindestens drei Jahre eigenständige, umfassende alpine Tätigkeit
- Nachweis über einen Tourenbericht, der umfangreiche und schwierige Touren in Fels, Eis, kombiniertem Gelände und auf Ski dokumentiert
- Technisches Können: Überdurchschnittliches Können in folgenden Disziplinen:
- Klettern im alpinen und Sportbereich
- Hochgebirgstouren mit Eispassagen
- Skitouren inklusive Varianten- und Tiefschneefahren
- Erste-Hilfe-Kurs: Gültiger Erste-Hilfe-Nachweis (nicht älter als 1 Jahr), mindestens 16 Stunden
- Konditionelle Voraussetzung: Hervorragende körperliche Fitness
- Sprachniveau (für Nicht-MuttersprachlerInnen): Gute Deutschkenntnisse (die Ausbildung erfolgt auf Deutsch)
- Ausrüstung und Selbstorganisation: Bereitschaft, eigene Ausrüstung mitzubringen und sich selbst zu organisieren (z. B. Unterkunft, Anreise etc.)

Die Unterschiede in der Ausbildung
Der Umfang der Ausbildung zwischen dem staatlich geprüften Bergführer/der staatlich geprüften Bergführerin und dem International Mountain Leader unterscheidet sich deutlich:
Staatlich geprüfter Berg- und Skiführer/staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin
(VDBS)
- Dauer: 2,5 bis 3 Jahre
- Module: ca. 80 Ausbildungstage in Kursen und Selbststudium
- Praktikum: Mindestens 36 Führungstage
- Umfangreiche Inhalte in den Bereichen:
- Alpinklettern, Eisklettern, Skibergsteigen
- Lawinenkunde, Wetterkunde, Orientierung
- Erste Hilfe, Risikomanagement, Führungsdidaktik
- Abschlussprüfung: Staatlich anerkannt durch die TU München
International Mountain Leader (IML)
- Dauer: Rund 3 Jahre (berufsbegleitend)
- Module: Mehrere Ausbildungsblöcke mit Theorie- und Praxisteilen
- Praktikum: Mindestens 15 Führungstage
- Inhalte:
- Orientierung, Wetterkunde, Schneekunde
- Notfallmanagement, Ökologie, Gruppenführung
- Kein Klettern oder Gletschertouren
- Abschlussprüfung: Nach UIMLA-Standard
So verläuft die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer/zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin
Der Ablauf der Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer/zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin beim VDBS gliedert sich in drei große Phasen über etwa 2,5 bis 3 Jahre:
1. Zulassung und Eignungstest
- Vorauswahl anhand des Tourenberichts
- Eignungsfeststellung (mehrtägig): praktische Prüfungen in Klettern, Skitouren, Hochgebirgstouren, Fahrtechnik
2. Ausbildungsphase (in Modulen)
Diese Phase besteht aus mehreren Kursmodulen, die sich auf Sommer- und Winterinhalte verteilen:
Sommermodule:
- Alpinklettern, Klettertechnik und Sicherung
- Hochtourenführung in Fels, Firn und Eis
- Orientierung, Wetterkunde, alpine Gefahren
Wintermodule:
- Skitourenführung, Variantenfahren, LVS
- Lawinenbeurteilung und Risikomanagement
- Schneekunde und Tourenplanung
Theorieteile:
- Erste Hilfe, Führungsdidaktik, Ökologie, Anatomie, Rechtskunde
3. Praktikum
- Mindestens 36 Führungstage bei einer anerkannten Berg- oder Skischule
- Dokumentation und Reflexion der Einsätze
4. Abschlussprüfung
- Theoretische und praktische Prüfungen in allen alpinen Disziplinen
- Verliehen wird der Titel: „Staatlich geprüfter Berg- und Skiführer/Staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin“

Einsatzgebiete eines staatlich geprüften Berg- und Skiführers/einer staatlich geprüften Berg- und Skiführerin
Die Einsatzgebiete eines staatlich geprüften Berg- und Skiführers/einer staatlich geprüften Berg- und Skiführerin sind vielseitig und international anerkannt. Sie umfassen alle Spielformen des Bergsports:
Einsatzgebiete im Überblick
Führen im Sommer
- Alpinklettern (Mehrseillängen, alpine Routen)
- Hochgebirgstouren auf Gletschern und in kombinierten Geländeformen (Fels, Firn, Eis)
- Klettersteige
- Sportklettern
- Ausbildungs- und Technikkurse
Führen im Winter
- Skitouren (ein- und mehrtägig)
- Freeriden/Variantenfahren
- Gletscher-Skitouren
- Schneeschuhwandern (fortgeschritten, alpin)
- Lawinensicherheits- und LVS-Kurse
Zusätzliche Tätigkeitsfelder
- Arbeit in Berg- und Skischulen
- Expeditionen und Hochgebirgstouren weltweit
- Ausbildung und Coaching von NachwuchsbergsteigerInnen
- Gutachterliche Tätigkeiten (z. B. bei Alpinunfällen)
- Film-, Medien- oder Veranstaltungsbegleitung im alpinen Raum
Geografischer Einsatzbereich
- In allen alpinen Ländern weltweit
- Anerkennung über die IFMGA/UIAGM (Internationale Vereinigung der Bergführerverbände). Nur dadurch ist grenzüberschreitendes Arbeiten in den Mitgliedsländern erlaubt.
Was darf ein/e staatlich geprüfter Bergführer/in im Vergleich zu einem International Mountain Leader
Die Einsatzgebiete von BergführerInnen und International Mountain Leadern unterscheiden sich grundlegend. Während staatlich geprüfte BergführerInnen (VDBS/IFMGA) in allen alpinen Disziplinen weltweit führen dürfen – von Hochtouren über Klettern bis zu Skitouren –, sind International Mountain Leaders (IML/UIMLA) auf das Führen von Bergwanderungen ohne technische Schwierigkeiten beschränkt.
Staatlich geprüfte/r Berg- und Skiführer/in (VDBS/IFMGA)
Volles Spektrum des Alpinismus, inklusive technischer Kletter- und Skitouren weltweit. Berechtigt zum Führen in:
- Hochalpine Touren (inkl. Gletscher, kombiniertes Gelände)
- Klettertouren, Mehrseillängenrouten
- Klettersteige jeder Schwierigkeit
- Skitouren (auch in vergletschertem Gelände)
- Variantenfahren/Freeriden
- Lawinensicherheitskurse
- Expeditionsbegleitung weltweit
- Ausbildung von BergsportlerInnen
- International anerkannt in allen IFMGA-Mitgliedsstaaten
International Mountain Leader (IML / UIMLA)
Spezialisiert auf nicht-technische Wanderführungen im Gebirge, ohne Seil, Kletter- oder Gletscherelemente. Berechtigt zum Führen in:
- Bergwanderungen im Sommer und Winter
- Schneeschuhwanderungen
- Mehrtägige Hüttentouren (nicht auf Gletschern oder im Absturzgelände)
- Gruppenführung, Orientierung, Umweltbildung
- International anerkannt in UIMLA-Mitgliedsländern – aber begrenzt auf Bergwandern
Nicht berechtig zu:
- Führen auf Gletschern
- Klettern mit Seil und Sicherung
- Skitouren (abgesehen von einfachen Schneeschuhwanderungen)

So sieht die Abschlussprüfung aus
Die Abschlussprüfung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer/zur staatlich geprüften Berg- und Skiführerin ist anspruchsvoll und mehrteilig. Sie erstreckt sich über verschiedene alpine Disziplinen und überprüft sowohl praktische Fähigkeiten als auch theoretisches Wissen. Die Prüfung wird von der TU München (Fachgebiet Sport- und Gesundheitswissenschaften) in Kooperation mit dem VDBS abgenommen. Der erfolgreiche Abschluss berechtigt zur Führung unter dem geschützten Titel „Staatlich geprüfter Berg- und Skiführer/Staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin“ mit internationaler IFMGA-Anerkennung.
Bestandteile der Abschlussprüfung
Sommerprüfung
- Führung von Touren im alpinen Felsgelände (z. B. Mehrseillängen, Gratüberschreitungen)
- Selbstständige Tourenplanung und Routenwahl
- Anwendung von Sicherungstechniken
- Beurteilung von Wetter, Risiko und Gruppe
- Beurteilung von Notfallsituationen
Winterprüfung
- Skitourenführung in unbekanntem Gelände
- LVS-Suche (Lawinenverschüttetensuche)
- Schnee- und Lawinenbeurteilung
- Variantenabfahrt mit Gruppe (Freeride)
- Sicherungstechniken im winterlichen Gelände
Theoretische Prüfung
- Lawinenkunde
- Wetterkunde
- Orientierung/Kartenkunde
- Ausrüstungskunde
- Erste Hilfe/Notfallmanagement
- Recht/Haftung/Umwelt
- Didaktik und Führung
Prüfungsziel
Nachweis, dass der Kandidat:
- Menschen sicher in allen alpinen Geländearten führen kann
- Risiken realistisch einschätzen und managen kann
- didaktisch und methodisch korrekt unterrichtet
- verantwortungsvoll handelt, auch in Notfällen
Ein Tag im Leben eines Bergführers/einer Bergführerin
Der Tag beginnt früh – oft vor Sonnenaufgang. Noch im Dunkeln überprüft der Bergführer/die Bergführerin Wetterberichte, Lawinenlage und Tourenverhältnisse. Sicherheit steht an erster Stelle. Danach geht es zum Treffpunkt mit den Gästen. Bei einer kurzen Einweisung werden Ausrüstung, Route und Verhaltensregeln besprochen. Dann beginnt das Abenteuer – sei es eine Gletschertour, eine anspruchsvolle Kletterroute oder eine Skitour im tief verschneiten Gelände.
Während des Aufstiegs behält der/die Bergführer/in stets die Gruppe im Blick, passt das Tempo an, motiviert und vermittelt Technik sowie alpines Wissen. Gleichzeitig beobachtet er/sie Wetterveränderungen, Schneebeschaffenheit und potenzielle Gefahren – Entscheidungen müssen oft schnell und präzise getroffen werden.
Nach dem Gipfelerfolg folgt der Abstieg – mit Konzentration und Respekt vor dem Gelände. Am Ende des Tages kehrt der/die Bergführer/in mit der Gruppe sicher zurück ins Tal. Doch der Arbeitstag ist weiterhin nicht vorbei: Tourenberichte werden geschrieben, Ausrüstung kontrolliert und neue Routen geplant.
Ein Tag im Leben eines Bergführers/einer Bergführerin ist fordernd, aber erfüllend. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, Naturerlebnisse und Begegnungen – in einer Umgebung, die gleichermaßen faszinierend wie unberechenbar ist.
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