Das Zillertal gehört das ganze Jahr über zu den beliebtesten Destinationen für Wanderfans, Naturliebhaber und Aktivurlauber. Kein Wunder, denn rund 1.400 km Wanderwege und 1.300 km Fahrradrouten laden dazu ein, die Schönheiten Tirols und seiner sagenhaften, naturbelassenen Alpenlandschaft hautnah zu erleben. Und mittendrin, im Herzen dieser vielfältigen Region, liegt das charmante Örtchen Mayrhofen. Genau dort, wo Tuxertal, Zillergrund, Zemmgrund und Stilluptal ihren Anfang nehmen. Auf 630 Metern Höhe und umgeben von Gipfeln mit bis zu 3.000 Metern, ist Mayrhofen somit der perfekte Ausgangspunkt für all jene, die tief in die heimische Tier- und Pflanzenwelt eintauchen wollen.
Den Bergherbst im Zillertal genießen
Hochsaison hat Tirol zweifellos im Sommer und im Winter. Aber auch der Herbst hat seinen Reiz. Angenehm warme Temperaturen am Tag und erfrischend kühle Nächte machen ihn zur idealen Zeit für Entdeckungstouren. Die Luft ist in dieser Jahreszeit vor allem in den kühleren Abend- und Morgenstunden ganz klar und lässt das Auge weit blicken. Zudem bietet das Zillertal aufgrund seiner Lage auch in herbstlichen Monaten meist noch eine moderate und stabile Wetterlage. Graue Wolken, Dauerregen und dicke Nebelschwaden haben hier keine Chance. Stattdessen gibt es frische Bergluft, einen klaren, blauen Himmel, die letzten noch wärmenden Sonnenstrahlen und ganz viel lebendige Natur. Perfekt, um die Wanderschuhe zu schnüren und das Wandererlebnis in Mayrhofen zu starten – entweder auf eigene Faust oder geführt. Dabei lassen sich so manche Besonderheiten dieser Region aufspüren oder miterleben.
Der Almabtrieb als traditionelle Festlichkeit
Eine davon ist der Almabtrieb. Dieser geht stets im Herbst über die Bühne, denn dabei wird das Vieh, das die Sommermonate über auf den saftigen Bergwiesen verbringen durfte, verziert mit traditionellem buntem Schmuck, im Rahmen eines Festzuges wieder zurück ins Tal geführt. Auch in Mayrhofen wird der Almabtrieb jedes Jahr gefeiert und läutet damit zugleich den Herbst ein – ein Highlight für Jung und Alt. „Huamfohra“ nennen die Einheimischen diese Tradition, bei der die festlich geschmückten Kühe aus dem Zillergrund, dem Stilluptal, dem Tuxertal und aus Ginzling ins Tal getrieben werden. Die Festlichkeiten beginnen meist am ersten Samstag im Oktober. Entlang Mayrhofens Hauptstraße wird dabei ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten, das vor allem Musik, kulinarische Genüsse und Marktstände mit regionalen Produkten umfasst.
Pflanzen und Kräuter auf satten Bergwiesen entdecken
Hat das Vieh im Oktober die saftigen Bergwiesen verlassen, wachsen Pflanzen und Kräuter einstweilen ungestört weiter. Jetzt lohnt es sich daher besonders, mit offenen Augen über die Wiesen zu streifen und nach seltenen Gewächsen Ausschau zu halten. Das Zillertal begeistert dabei mit einer riesigen Pflanzenvielfalt. Dazu zählen etwa das Alpen-Edelweiß, die Christrose, der Enzian, Arnika oder die Alpenrose. Auch viele verbreitete Wildkräuter sind für das geübte Auge zu finden. Melisse, Lavendel, Thymian, verschiedene Minzsorten, Nachtkerzen und Gundermann gedeihen hier prächtig. Brennnessel, Holunder, Löwenzahn, Schafgarbe und Spitzwegerich begleiten Wanderer beinahe auf Schritt und Tritt.
Da der Herbst neben dem Frühling die schönste Jahreszeit für eine üppige Pflanzenpracht ist, werden jetzt auch wieder vielfältige Wanderungen und Expeditionen ins Pflanzenreich angeboten. Mit sachkundigen Führern lernen Interessierte so die reichhaltige Apotheke von Mutter Natur kennen oder lassen sich von den Heilkräften so manches Krautes beeindrucken. Auch auf eigene Faust kann ein Erkundungsspaziergang interessant sein. Mit einem guten Nachschlagewerk oder einer Pflanzenbestimmungs-App für das Handy ausgerüstet, ist so manch spannende Entdeckung sicher. Pflücken sollten Wanderer ihre Funde aber besser nicht, denn viele Pflanzen in der Bergwelt Tirols stehen unter Naturschutz. Der Deutsche Alpenverein liefert wertvolle Informationen diesbezüglich.
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Wandern mit Murmeltier, Adler und Gams
Die Alpen sind auch der natürliche Lebensraum unzähliger Tiere. Rund 30.000 Tierarten sind hier heimisch, darunter etwa allein 80 Säugetierarten. Durch konsequenten Naturschutz und vielfältige Projekte zum Erhalt des Artenreichtums ist es gelungen, einige bedrohte Arten zu schützen und die Population in manchen Fällen sogar wieder zu stabilisieren. Eines der bemerkenswertesten Beispiele hierfür ist der Alpensteinbock. Vor rund 200 Jahren galt er als fast ausgestorben. Heute ist diese Tierart jedoch wieder in der gesamten Alpenregion heimisch und die Population erholt sich langsam.
Wer im Herbst durch das Zillertal und seine Naturlandschaften wandert, kann vielen besonderen Tierarten begegnen. Ein häufig gesehener Artgenosse ist etwa das Murmeltier, das in den letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres auf Nahrungssuche geht, um sich einen Vorrat für den Winterschlaf anzufuttern.
In luftigen Höhen sind wiederum majestätische Vögel wie der Adler und der Bartgeier zu Hause. Letzterer war ebenso lange Zeit vom Aussterben bedroht. Auch hier konnte der Naturschutz Erfolge verzeichnen. Mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern ist er der größte und imposanteste Vogel in der Alpenregion und wird aus der Ferne nicht selten mit einem Adler verwechselt.
Auch bei regnerischem Wetter ist so mancher tierische Bewohner unterwegs. So ist es in Höhenlagen ab 1.000 Metern an nassen Tagen durchaus möglich, einem Alpensalamander zu begegnen. Im Gegensatz zum bekannteren Feuersalamander ist dieser ganz schwarz. Seine Haut sondert ein giftiges Sekret ab, das ihn vor Fressfeinden schützt. Für Wanderer in den farbenprächtigen Herbstwäldern der Alpen ist die Begegnung mit einem Alpensalamander nicht unwahrscheinlich, denn er liebt feuchte Laubmischwälder und Bergwiesen.
Auch Steinböcke und Gämse können aufgespürt werden. Mit ihren stabilen Hufen und dem kompakten Körperbau finden sie sich mühelos auch in gebirgigen Regionen zurecht und haben speziell das Hochgebirge und die oberen Waldgürtel der Alpen zu ihrem Lebensraum erkoren.
Respekt ist das A und O
Wer der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt begegnen möchte, die in den herbstlichen Wald- und Wiesenregionen der Alpen ein Zuhause gefunden hat, sollte sich jedoch respektvoll durch ihren natürlichen Lebensraum bewegen. Die meisten Tierarten scheuen die Nähe von Menschen und lassen sich nur beobachten, wenn sie sich von den fremden Besuchern nicht gestört fühlen.