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Warum steht eigentlich ein Gipfelkreuz auf dem Berg?

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Wer in den Alpen einen Berg erklimmt, findet oben angekommen in den meisten Fällen eines: ein Gipfelkreuz. Für manche Alpinisten hat das Kreuz am Berg eine spirituelle Bedeutung, für andere ist es schlicht ein Symbol für das Erreichen ihres Ziels und so manch einer erfreut sich einfach nur an dessen Fotogenität. Heute kann man sich die Alpen ohne die schönen Fotomotive und Orientierungspunkte überhaupt nicht mehr vorstellen. Aber, warum steht eigentlich ein Gipfelkreuz auf dem Berg?

Wie alles begann…

Die Idee des Gipfelkreuzes gibt es seit über 700 Jahren. Bereits im späten 13. Jahrhundert wurden die ersten Berge, der katholisch geprägten Region der Alpen, mit einem Kreuz versehen. Zu Beginn hatte das Gipfelkreuz also einen rein religiösen Hintergrund. In Italien, etwa in den Bergen Südtirols, sind oft Madonnenstatuen zu finden.

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In den Alpen scheint das Motto: 'Jedem Gipfel sein Kreuz'. Warum eigentlich?
In den Alpen scheint das Motto: 'Jedem Gipfel sein Kreuz'. Warum eigentlich?

Das Gipfelkreuz übernahm schnell andere Aufgaben

Das Kreuz am Berg wurde aber nicht nur als religiöses Symbol genutzt. Etwas später, im 16. Jahrhundert, dient es als Markierung von Alm- und Gemeindegrenzen. Als im 19. Jahrhundert dann der Alpinismus aufkam, wuchs auch das wissenschaftliche Interesse an den Bergen. Viele Kreuze wurden nach Erstbesteigungen aufgestellt und, ganz im Sinne der Aufklärung, mit Messinstrumenten und Blitzableitern ausgestattet. Das Kreuz, das auch für die Gipfelvermessung genutzt wurde, symbolisierte in dieser Zeit eher die menschliche Leistung als eine Verneigung vor Gott.

Neue Blüte der alten Tradition

Nach dem 2. Weltkrieg erlebte diese alte Tradition im 20. Jahrhundert ein Comeback. Das Gipfelkreuz fand zu seiner religiösen Bedeutung zurück und wurde einerseits in Gedenken an Kriegsgefallene und andererseits zum Dank für Heimkehrende errichtet. Diese Zeit gilt als Blütezeit der Gipfelkreuze, nie sonst, wurden so viele Gipfel mit Kreuzen geschmückt.

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Dieser Anblick zaubert vielen ein Lächeln ins Gesicht: Das näher kommende Gipfelkreuz nach einer langen Wanderung.

Gehört das Kreuz auf den Berg?

Dazu gibt es verschiedene Ansichten und Meinungen. Die bekannteste stammt wohl von Reinhold Messner, einem der besten Bergsteiger der Welt. Er bezeichnet das Gipfelkreuz als „Humbug“. Durch die Kreuze würden die Gipfel für religiöse Zwecke missbraucht werden. Messner möchte damit sagen, dass die Berge der ganzen Welt gehören und nicht nur einer Glaubensgemeinschaft. Er bittet daher darum, dass die Gipfel der Alpen von dem religiösen Symbol befreit werden und leer bleiben.

Das Kreuz am Gipfel hat für jeden eine eigene Bedeutung

Wir finden, dass jeder seine ganz eigene Bedeutung in einem Gipfelkreuz sehen soll. Dies kann natürlich religiös sein, aber auch einen ganz anderen Stellenwert haben. Wer mit einem sportlichen Hintergedanken wandert, der sieht das Kreuz oft als Erreichen des Ziels. Wer sich Gott in den Bergen näher fühlt, der soll es als religiöses Symbol sehen. Oder man hat seine ganz eigenen Geschichten und Gedanken beim Anblick des geschichtsträchtigen Symbols. Hier sollte es kein Richtig oder Falsch geben. Denn wie wir mit dem Gipfelkreuz und seiner Bedeutung umgehen, liegt ganz in unserer Hand.

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Ein etwas anderes Gipfelkreuz erwartet Wanderer am Grünalmkogel im Höllengebirge.
3238 - Summer - Nicole

Über Nicole

Nicole liebt kurze Bergläufe nach der Arbeit in ihrer Heimat dem Salzkammergut oder endlos lange Weitwanderungen irgendwo in der Welt. Egal ob 30 Minuten oder 30 Tage, hauptsache in den Bergen.