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Wanderstöcke: Vorteile, Technik und Tipps

Wanderer mit Wanderstöcken

Wandern mit Wanderstöcken – bis vor ein paar Jahren hielt ich das noch für Unsinn. Etwas für Profis, Möchtegerns und alte Leute. Dieses Bild habe ich inzwischen gründlich revidiert. Heutzutage sieht man immer häufiger Menschen mit Trekkingstöcken in den Bergen. Wegen Rückenbeschwerden bekam ich vor einiger Zeit den Tipp, mit diesen Gehhilfen zu wandern. Seitdem bin ich überzeugt. Das Wandern mit Stöcken hat wirklich viele Vorteile – vorausgesetzt, man benutzt sie richtig. In diesem Blogbeitrag erfährst du mehr über die Vorteile und bekommst Tipps zur Nutzung und zum Kauf von Wanderstöcken.

Was sind die Vorteile von Wanderstöcken?

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen (und dich vielleicht zu überzeugen ;-), hier die wichtigsten Vorteile von Trekking- bzw. Wanderstöcken auf einen Blick:

  • Wanderstöcke geben Rhythmus, Gleichgewicht und Stabilität, besonders wenn du mit einem schweren Rucksack unterwegs bist.
  • Sie entlasten Muskeln, Rücken und Knie beim Gehen – um bis zu 30 %.
  • Dank der zusätzlichen Unterstützung wird das Gehen weniger anstrengend, und du hältst länger durch.
  • Mit Stöcken gehst du aufrechter, was besser für deine Haltung und deinen Rücken ist.
  • Wanderstöcke bieten Halt auf rutschigem oder schwierigem Untergrund.
  • Bei einem Ausrutscher oder Fehltritt kannst du dich oft mit dem Stock abfangen, sodass Stürze vermieden werden.
  • Du trainierst deinen ganzen Körper, da auch deine Arme beim Gehen aktiv mitarbeiten.
Aussicht beim Wandern in den Dolomiten
Wenn du mit einem schweren Rucksack unterwegs bist, sind Wanderstöcke ebenfalls sehr zu empfehlen.

Welche Wanderstöcke eignen sich für eine Wanderung in den Bergen?

Der teleskopierbare Trekkingstock ist am besten geeignet für Wanderungen in unwegsamem oder bergigem Gelände. Dieser Wanderstock besteht aus zwei oder drei Segmenten und ist in der Länge verstellbar. Ein extra langer Griff ist besonders praktisch – so musst du die Länge der Stöcke nicht ständig anpassen, sondern kannst sie einfach etwas höher oder tiefer greifen. Wenn du die Stöcke nicht dauerhaft benutzt, empfiehlt sich ein dreiteiliger Wanderstock. Diese lassen sich kompakt zusammenschieben und passen problemlos seitlich an deinen Rucksack.

Aluminium, Carbon oder Titan? Plastik, Gummi oder Kork?

Wanderstöcke gibt es in verschiedenen Preisklassen und aus unterschiedlichen Materialien:

  • Aluminiumstöcke sind stabil, leicht und relativ preiswert – eine gute Wahl für die meisten Wanderer.
  • Carbon- und Titanstöcke sind noch leichter und robuster, aber deutlich teurer.
  • Bei verstellbaren Stöcken ist ein zuverlässiges Verriegelungssystem entscheidend. Ein Klickmechanismus funktioniert in der Regel besser und sicherer als ein Drehmechanismus.
  • Vor allem bei günstigeren Modellen solltest du im Geschäft unbedingt testen, ob sich der Stock unter Druck nicht von selbst zusammenschiebt.

Was die Griffe betrifft:

  • Plastikgriffe sind nicht zu empfehlen – sie sind unangenehm in der Hand und führen schnell zu Schweißbildung.
  • Griffe aus Gummi, Kork oder Schaumstoff (Foam) bieten deutlich besseren Halt und sorgen für angenehmere, trockene Hände – gerade bei längeren Touren.
Wanderer mit Wanderstöcken
Ein Wanderstock, der aus drei Teilen besteht, ist als kleines Paket leicht zu tragen

Was ist die richtige Länge für einen Wanderstock?

Wenn du den Wanderstock hältst, sollte dein Arm einen Winkel von etwa 90 Grad bilden. Alternativ besteht die Möglichkeit, die passende Stocklänge zu berechnen, indem du deine Körpergröße mit 0,66 multiplizierst – das ergibt die ideale Länge für flaches Gelände.

Bei Touren im Gebirge gilt:

  • Beim Aufstieg solltest du den Stock etwa 5 bis 10 cm kürzer einstellen.
  • Beim Abstieg darf er 5 bis 10 cm länger sein – je nach Steilheit.

Mit der Zeit bekommst du ein gutes Gefühl dafür, welche Länge für dich beim Wandern angenehm ist.

Die Technik

Grundsätzlich benutzt du die Wanderstöcke so:

  • Halte den Griff locker – nicht fest umklammern, sondern entspannt greifen.
  • Die Arme schwingen locker aus den Schultern mit.
  • Wenn du mit dem rechten Fuß einen Schritt machst, setzt du den linken Stock und umgekehrt – wie beim natürlichen Gehen.
  • Bewege dich flüssig und natürlich, ohne den Stock unnötig anzuheben – nur knapp über dem Boden führen.
  • Setze den Stock schräg (etwa im 45-Grad-Winkel) vor dir auf und lass deine Handgelenke die Hauptarbeit machen.
  • Beim Vorschwingen stützt du dich bewusst auf den Stock, um Beine und Gelenke zu entlasten.

Bei steilen Passagen, ob bergauf oder bergab, kannst du die sogenannte Doppelstocktechnik anwenden:

  • Beide Stöcke gleichzeitig aufsetzen, etwa bei jedem zweiten Schritt – das gibt zusätzliche Stabilität.

Wenn du quer über eine Hangneigung (traversierend) gehst:

  • Kürze den Stock auf der Bergseite, indem du ihn etwas einschiebst.
  • Hast du einen verlängerten Griff, kannst du den Stock stattdessen einfach weiter unten anfassen.
Haltung Wanderstöcke
© Mini Expedities
Ein verlängerter Griff ermöglicht es dir, den Stock auf einer Seite tiefer zu greifen

Die Frage nach der Schlaufe – benutzen oder nicht?

Ob man die Handschlaufen an den Griffen von Wanderstöcken benutzen sollte, ist ein Thema, das unter BergsportlerInnen immer wieder diskutiert wird. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander. Einige erfahrene BergführerInnen entfernen die Schlaufen sogar vollständig, weil sie sie bei einem möglichen Sturz für gefährlich halten. Ihrer Ansicht nach besteht das Risiko, mit der Hand in der Schlaufe hängen zu bleiben und sich dabei zu verletzen.

Auf der anderen Seite gibt es viele ExpertInnen und begeisterte Wanderer, die den Nutzen der Schlaufen betonen. Sie ermöglichen eine effizientere Kraftübertragung und entlasten die Hände, da das Handgelenk einen Großteil der Arbeit übernimmt.

Wichtig ist, dass die Schlaufen – wenn man sie verwendet – richtig eingesetzt werden. Die Hand sollte von unten nach oben durch die Schlaufe geführt und dann der Griff gegriffen werden. So liegt die Schlaufe stabil am Handgelenk, was dafür sorgt, dass der Griff nur locker gehalten werden muss. Die meiste Belastung wird dabei vom Handgelenk getragen, was besonders auf längeren Touren die Hände schont und die Ermüdung reduziert. Dabei sollte die Schlaufe nicht zu locker sitzen, sonst rutscht die Hand zu weit nach unten. Zu fest darf sie allerdings auch nicht sein, um die Bewegungsfreiheit nicht einzuschränken.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Auf einfachen, gut begehbaren Wegen nutze ich die Schlaufen sehr gerne, da sie Komfort und Effizienz bieten. Wird das Gelände jedoch anspruchsvoller oder besteht Sturzgefahr, lasse ich meine Hände bewusst aus den Schlaufen. So kann ich die Stöcke im Notfall sofort loslassen und das Verletzungsrisiko minimieren.

Handschlaufe an Wanderstöcken
© Mini Expedities
Führe die Hand von unten durch die Schlaufe und greife dann den Griff

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Weitere Einsatzmöglichkeiten für Wanderstöcke

Natürlich nimmt man Trekking- oder Wanderstöcke in erster Linie mit in die Berge, um sich beim Gehen zu unterstützen. Doch sie können auch auf andere, überraschend praktische Arten eingesetzt werden:

  • Erste Hilfe: Früher wurden Wanderstöcke gelegentlich als Schiene bei Arm- oder Beinbrüchen verwendet. Heute ist es in Notfällen selbstverständlich besser, die Bergrettung zu rufen. Bei leichteren Verletzungen, wenn du noch laufen kannst, können die Stöcke jedoch als provisorische Krücken dienen.
  • Zeltstange: Für die AbenteurerInnen unter uns – mit zwei Wanderstöcken und einem Tarp oder einer Plane lässt sich ein einfaches Zelt oder Notdach aufbauen. Ideal bei Biwaks oder minimalistischen Übernachtungen.
  • Fotostativ: Wenn du unterwegs ein gutes Foto machen willst, aber kein Stativ dabeihast, ist es möglich, einen Wanderstock als Einbeinstativ (Monopod) zu verwenden – besonders praktisch bei Langzeitbelichtungen oder Selbstauslösern.
  • Selbstverteidigung: Hoffentlich nie notwendig – aber im Notfall kann ein Wanderstock durchaus auch zur Abwehr eingesetzt werden. Mehr muss man dazu hoffentlich nicht sagen.

Wanderstöcke sind also vielseitiger, als man denkt – mit etwas Kreativität leisten sie weit mehr als nur Unterstützung beim Gehen.

Wandern im Ötztal
Auf steileren Wanderwegen ist es gut, mit Wanderstöcken zu gehen.

Was sind die Nachteile von Wanderstöcken?

Dass Wanderstöcke hilfreich sind und beim Energiesparen helfen, ist mittlerweile unbestritten. Aber wie bei allem gibt es auch bei Wanderstöcken ein paar Nachteile, die man kennen sollte:

  • Falsche Stocktechnik kann zu Stürzen führen – etwa wenn du über deine eigenen Stöcke stolperst oder sie sich ungünstig verkeilen.
  • Manche ExpertInnen raten davon ab, ständig mit Stöcken zu gehen, da dies auf Dauer möglicherweise dein natürliches Gleichgewichtsgefühl beeinträchtigt.
  • In schwierigen Passagen im Gebirge, z. B. beim Festhalten an einem Seil oder beim Klettern über Fels, sind die Stöcke eher hinderlich. Du musst sie dann in einer Hand tragen oder am Rucksack befestigen.
  • Du hast deine Hände nicht frei, was beim Greifen, Klettern oder auch beim Abfangen eines Sturzes problematisch sein kann.
  • Verlasse dich nicht blind auf dein Material: Ein Stock kann brechen – besonders bei Billigmodellen oder bei falscher Belastung – und das kann in heiklen Situationen schnell gefährlich werden.

Fazit: Wanderstöcke sind ein tolles Hilfsmittel, aber nicht in jeder Situation sinnvoll. Richtig eingesetzt bieten sie viele Vorteile – falsch eingesetzt können sie allerdings zum Risiko werden.

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Miriam

Über Miriam

Für Miriam müssen es keine großen Höhenmeter sein. Abwechslungsreich und gespickt mit schönen Aussichten sind die perfekten Wanderwege für sie und wenn am Ende noch eine schöne Hütte wartet, ist der Tag in den Bergen perfekt.